Fragebogen nach Karl Kälin und Peter Müri Kälin/Müri; 2000: „Sich und andere führen“
Beschreibung
Innere Antreiber beeinflussen unsere Entscheidungen oft auf unbewusster Ebene und können uns belasten, vor allem, wenn wir uns ihrer nicht bewusst sind. Sie können uns blockieren und einschränken. Diese Antreiber gehen häufig auf Forderungen der Eltern zurück, die wir in der Kindheit unreflektiert übernommen haben. Als Kinder akzeptieren wir, was uns gesagt wird, ohne es hinterfragen zu können, und entwickeln daraus unsere Realität. Wir lernen, dass das Befolgen elterlicher Regeln eine Überlebensstrategie ist, um ihre Zuwendung zu sichern. Auch im Erwachsenenalter folgen wir vielen dieser Botschaften, die uns entweder unterstützen oder einengen können. Ein Beispiel wäre „Nimm es locker!“ als hilfreicher Rat oder „Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“ als belastender Leitsatz. Diese Verhaltensmuster werden „innere Antreiber“ genannt. Sie können uns bis zu einem gewissen Punkt helfen, erfolgreich zu sein, doch wenn wir sie übertreiben, können sie Probleme verstärken.
Köhlers und Caspers (1974) identifizierten fünf grundlegende elterliche Anforderungen, die als „Antreiber“ bekannt sind.
Der erste Antreiber ist „Sei immer perfekt!“, der Perfektion und Fehlerlosigkeit in allem fordert. Dies kann dazu führen, dass man überhöhte Erwartungen an sich und andere stellt, aber auch dabei helfen, präzise und gründlich zu arbeiten.
„Beeil dich!“ ist der zweite Antreiber, der dazu führt, Dinge immer schnell zu erledigen. Dies kann Effizienz fördern, aber auch Hektik und Fehler verursachen.
Der dritte Antreiber „Streng dich immer an!“ verlangt von uns, uns ständig maximal zu bemühen. Das kann zu hervorragenden Leistungen führen, aber auch übermäßigen Druck auf uns und andere ausüben.
„Mach es allen recht!“ ist der vierte Antreiber, der uns dazu bringt, die Bedürfnisse anderer über unsere eigenen zu stellen. Dies kann zu guten Beziehungen führen, aber auch das Gefühl hervorrufen, für andere da sein zu müssen, ohne selbst Unterstützung zu bekommen.
Der letzte Antreiber „Sei immer stark!“ fordert von uns, keine Schwäche zu zeigen. Dies kann dazu führen, dass wir als gefühlskalt oder distanziert wahrgenommen werden.
Diese Antreiber können in einen Teufelskreis führen, wenn wir das Gefühl haben, nicht genug zu leisten. Um dem zu entkommen, müssen wir lernen, diese inneren Antreiber durch „innere Erlauber“ zu ersetzen – ein langsamer, aber notwendiger Prozess zur persönlichen Weiterentwicklung.
Auswertung
Es werden Punkte vergeben von 1 bis 5, je nach Stärke der Zustimmung einer Aussage. Diese werden für die einzelnen Subskalen zusammengerechnet.
Interpretation
Wenn einer der Antreiber einen Wert von über 40 erreicht, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass dieser unbewusst das Verhalten maßgeblich beeinflusst und mitgestaltet. Problematisch wird es, wenn diese Antreiber übertrieben und ohne Rücksicht auf die jeweilige Situation als absolut betrachtet werden. In solchen Fällen sind sie nicht mehr der Realität angepasst und führen zu einem Gefühl, als würde eine Katastrophe drohen, wenn man sich nicht nach ihnen richtet. Da sie in ihrer Radikalität unerreichbar sind, verursachen sie letztendlich Enttäuschungen und negative Gefühle. Auch niedrigere Werte zeigen, welche Antreiber bei einem aktiv sind und das Leben beeinflussen. Wenn bestimmte Antreiber fehlen (also Werte unter 8 aufweisen), könnte es zu Schwierigkeiten im Umgang mit den Anforderungen unserer Leistungsgesellschaft kommen.
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