ACSS-FAD

Acquired Capability for Suicide Scale – Fearlessness about Death

Spangenberg, L., Glaesmer, H., Scherer, A., Gecht, G., Barke, A., Mainz, V., Forkmann, T. (2014)

Beschreibung

Die Acquired Capability for Suicide Scale – Fearlessness about Death (ACSS-FAD) ist ein Selbstbewertungsfragebogen, der die „Furchtlosigkeit vor dem Tod“ erfasst. Diese Furchtlosigkeit wird als Fähigkeit beschrieben, suizidale Handlungen durchführen zu können.

Die ACSS-FAD wurde im Rahmen der Interpersonalen Theorie des suizidalen Verhaltens (ITSV) entwickelt. Diese Theorie erklärt und sagt die Entwicklung verschiedener Aspekte suizidalen Verhaltens voraus, angefangen von passiven Suizidgedanken bis hin zu Suizidversuchen oder vollendeten Suiziden.

Ein Kerngedanke der Theorie ist, dass Suizidgedanken wesentlich häufiger vorkommen als tatsächliche suizidale Handlungen. Diese Gedanken treten oft im Zusammenhang mit psychischen Störungen auf, können aber auch in der Allgemeinbevölkerung vorhanden sein. Nur ein kleiner Teil der Menschen mit Suizidgedanken unternimmt jedoch einen tatsächlichen Suizidversuch. Die ITSV beschreibt drei zentrale Variablen, die interpersonelle und verhaltensbezogene Faktoren beinhalten:

1. Das unerfüllte Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit
2. Das Gefühl, für andere eine Last zu sein
3. Die Fähigkeit, Schmerz zu ertragen und suizidale Handlungen auszuführen

Diese drei Faktoren und ihr Zusammenspiel erklären unterschiedliche Aspekte suizidalen Verhaltens und deren Übergänge.

Für die Entstehung von Suizidgedanken und -wünschen sind vor allem die ersten beiden Aspekte wichtig. Der letzte Aspekt hingegen ist entscheidend dafür, ob jemand diese Gedanken tatsächlich in suizidale Handlungen umsetzt, da diese oft mit Schmerz und Angst verbunden sind. Diese Fähigkeit wird als relativ stabil betrachtet und kann durch direkte Erfahrungen mit suizidalen Verhaltensweisen oder durch traumatische Ereignisse wie körperlichen oder sexuellen Missbrauch, Kriegseinsätze oder selbstverletzendes Verhalten erworben werden. Solche Ereignisse werden als „schmerzhafte und provozierende Ereignisse“ bezeichnet.

Die Theorie beschreibt zwei Dimensionen:

1. Eine gesteigerte Schmerztoleranz (Pain Tolerance)
2. Eine verringerte Angst vor dem Tod (Fearlessness about Death)

Erhöhte Werte in diesem Fragebogen reichen jedoch nicht aus, um auf ein erhöhtes Suizidrisiko zu schließen. Alle drei Variablen, siehe oben, müssen vorhanden und ausreichend stark ausgeprägt sein. Erhöhte Werte spielen nur dann eine Rolle, wenn gleichzeitig auch Suizidwünsche bestehen. Die ITSV bietet einen theoretischen Rahmen, um viele Forschungsergebnisse zur Suizidalität zu integrieren und hat somit großen wissenschaftlichen Wert. Ihr praktischer Nutzen besteht darin, dass die drei genannten Konzepte abgefragt und zur Beurteilung des Suizidrisikos herangezogen werden können.

Der ACSS-FAD-Fragebogen ist eine Übersetzung der überarbeiteten englischen Version der Acquired Capability for Suicide Scale. Er wurde in einem mehrstufigen Verfahren ins Deutsche übertragen, bei dem unabhängige Übersetzungen und Rückübersetzungen durchgeführt wurden.

Der Fragebogen besteht aus sieben Items, die Aussagen zu Gefühlen und Einstellungen gegenüber dem Tod und Sterben enthalten. Die Antworten werden auf einer vierstufigen Skala von 0 („trifft überhaupt nicht auf mich zu“) bis 4 („trifft voll und ganz auf mich zu“) angegeben.

Auswertung

Für die Auswertung des ACSS-FAD werden die Items 2, 3 und 5 invertiert. Anschließend wird ein Mittelwert berechnet.

Interpretation

Der ACSS-FAD misst die „Furchtlosigkeit vor dem Tod“, wobei höhere Werte auf eine stärker ausgeprägte erworbene Fähigkeit (Acquired Capability) hinweisen. Bei deutschen Studierenden lag der Durchschnittswert bei 2,20. 

Personen, die aktuelle Suizidgedanken oder -wünsche haben, zeigen laut ITSV bei höheren ACSS-FAD-Werten ein erhöhtes Risiko für Suizidgefährdung.

Newsletter Anmeldung

Hinweis: Sowohl in der App als auch auf dieser Webseite verzichten wir wegen der besseren Lesbarkeit auf das "Gendern". Selbstverständlich sind bei der männlichen Form immer alle Menschen jeglicher Geschlechtsidentität gemeint.

Sprache: